Donnerstag, September 08, 2005

beginn einer serie: altvorstellung.

die serie "altvorstellung" soll in unregelmäßigen abständen (alte) bücher vorstellen, die, obwohl vergriffen, es wert sind, gesucht und gelesen zu werden. um zumindest die suche zu erleichtern, drei möglichkeiten abseits von mühsamer flohmarktsuche:

- das Zentralverzeichnis antiquarischer Bücher ist der beste mir bekannte katalog, vor allem wenn es auch mal englischsprachige werke sein sollen.

- unter antiquario.de finden sich zahlreiche deutsche perlen.

- sollten alle stricke reißen, bleibt immer noch der amazon-marketplace.

so, nach den technischen details zu meiner ersten "altvorstellung":

"The Rise of Meritocracy - 1870-2033" (dt. Titel: "Es lebe die Ungleichheit") von Michael Young ist ein toller sozialwissenschaftlicher roman aus dem Jahr 1958 (dt. 1961), vergleichbar mit Orwells "1984" oder Huxleys "Brave New World", allerdings weniger romanhaft und dafür ein wenig sozialwissenschaftlicher als die beiden letzteren. er selbst nennt sein buch einen "essay on education and equality".

jedenfalls beschreibt Young im rückblick aus dem jahr 2033 wie sich (unter tatkräftiger mithilfe der "sozialistisch/sozialdemokratischen hebamme") im laufe des 20. jahrhunderts im globalen wettbewerb der staaten die meritokratie, i.e. die neue aristokratie der leistungsfähigsten, herausgebildet hat. ein buch, das sich angesichts des gegenwärtigen eliten- und leistungsfetisch besonders gruselig anfühlt. ganz besonders spannend ist es, wie er die (auch) linken konzepte (und imperative) von "chancengleichheit" zu ende denkt und als ihre verwirklichung nur eine neue, viel undurchdringbarere klassengesellschaft nach leistungsfähigkeit zeichnet. für eine echte dystopie ist seine skizze aber fast schon wieder viel zu realistisch...

Keine Kommentare: